Überbestände in der Fashionbranche mit digitalem SCM reduzieren

Überbestände in der Fashionbranche durch digitales SCM reduzieren

Datengetriebene Bestandsoptimierung

Die Modebranche arbeitet in rasantem Tempo: Trends wechseln, die Nachfrage verschiebt sich innerhalb kurzer Zeit, und Lieferketten reichen über mehrere Kontinente. Diese Dynamik macht Fashionanbieter erfolgreich, bringt jedoch auch komplexe Herausforderungen mit sich: Bestände müssen in Echtzeit gesteuert und Nachfrageänderungen frühzeitig erkannt werden, damit Ressourcen optimal eingesetzt werden können. Das Dilemma: Wer zu viel produziert, riskiert Überbestände und Abschriften. Wer zu wenig bestellt, verliert Umsatz an die Konkurrenz. Ein digitales, datengetriebenes SCM mit Live-Signalen aus Produktion, Transport, Lagerbestand und Point of Sale schafft hier Abhilfe. Innovative Lösungen verwandeln komplexe Supply Chains in adaptive Systeme, die Verschwendung minimieren und Wertschöpfung maximieren.

Gesetzliche Vorschriften als Katalysator für Supply-Chain-Transformation

Der Druck, Bestände präzise zu steuern, wächst: Die EU möchte mit der Verordnung ESPR (Ecodesign for Sustainable Products Regulation) die Lebensdauer nahezu aller physischer Güter und somit auch unverkaufter Textilien und Schuhe verlängern. Produkte sollen langlebiger, wiederverwendbar und recyclebar werden, Überbestände und Abfall möglichst vermieden. Diese Forderung richtet sich zunächst an größere Unternehmen, die mittleren folgen zeitversetzt. Für die Branche bedeutet dies einen Paradigmenwechsel. Überproduktion wird vom kalkulierbaren Risiko zum Gegenstand der unternehmerischen Verantwortung und Nachweispflicht.

Parallel wird der Digitale Produktpass (DPP) eingeführt, der Produkt- und Nachhaltigkeitsdaten entlang des gesamten Lebenszyklus verfügbar macht. Für Brands bedeutet das: Transparenz ist kein Nice-to-Have mehr, sondern zunehmend Pflicht. Verantwortliche müssen künftig detaillierte Lieferkettendaten vorweisen können. Die Frage lautet nicht mehr, ob Unternehmen ihre Supply Chain digitalisieren, sondern wie schnell sie die nötige Datenbasis aufbauen können.

Rechtliche Leitplanken – was jetzt auch noch relevant wird

  • Neben ESPR und DPP hat das EU-Parlament mit der Textil-EPR (erweiterte Herstellerverantwortung) neue Vorgaben beschlossen: Produzenten finanzieren künftig Sammlung, Sortierung und Recycling; nationale Systeme folgen innerhalb von bestimmten Fristen. Für Marken entstehen operative und datenbezogene Pflichten – ein weiterer Treiber für präzise Bestands- und Rückflusssteuerung.
  • Die CSRD erweitert die Verpflichtung zu Nachhaltigkeitsberichten (ab Berichtsjahr 2025 für erste Wellen). Dabei geht es um aggregierte Kennzahlen sowie um die Nachvollziehbarkeit einzelner Warenströme und deren Umweltauswirkungen.
  • Die CSDDD verpflichtet Unternehmen, negative Auswirkungen in Lieferketten zu identifizieren und zu adressieren. Datenqualität und Nachweisfähigkeit rücken dabei ins Zentrum.

Von Forecasts zur Echtzeitsteuerung

Wie also kann Ihr Unternehmen Überbestände systematisch vermeiden und gleichzeitig Lieferfähigkeit sicherstellen? Die Antwort liegt in der Integration von Echtzeit-Visibilität mit prädiktiver Analytik.

Traditionell wurde in der Modeproduktion stark auf Forecasts und saisonale Planungen gesetzt. Das Problem: Forecasts basieren häufig auf Vergangenheitswerten und Annahmen, beide verlieren in volatilen Märkten rasant an Aussagekraft. Ein Trendwechsel auf Social Media, eine unerwartete Wetterlage oder ein virales Produkt eines Wettbewerbers können Absatzprognosen binnen Tagen obsolet machen. Digitale SCM-Plattformen ermöglichen dagegen eine viel präzisere Steuerung. Echtzeitdaten etwa aus E-Commerce, Transport und Lieferantenmeldungen fließen kontinuierlich zusammen und machen Nachfrage- und Angebotsverschiebungen sofort sichtbar. Statt also beispielsweise auf monatliche Planungszyklen zu warten, können strategische Entscheidungen nun auf Basis aktueller Signale getroffen werden.

Ihre strategischen Vorteile der datengetriebenen Bestandsoptimierung

Wer Überbestände vermeidet, gewinnt auf mehreren Ebenen. Die Vorteile gehen weit über reine Kostenreduktion hinaus:

  • Ihr Unternehmen bewegt sich agiler im Markt: Realtime-Signale verkürzen Reaktionszeiten auf Trendwechsel – Allokation, Replenishment und Markdown lassen sich datenbasiert steuern.
  • Sie halten Nachhaltigkeit und Compliance ein: Durch präzisere Mengenplanung sinken Abfälle und CO2-Fußabdruck pro verkauftem Teil – ein Vorteil in CSRD-Berichten und gegenüber Handelspartnern. Die CSRD gilt für die ersten Unternehmen bereits seit dem Geschäftsjahr 2024 (Berichte ab 2025). Jede vermiedene Überproduktion reduziert sowohl direkte Kosten als auch Scope-3-Emissionen in der Lieferkette, ein Faktor, der in Nachhaltigkeitsratings zunehmend gewichtet wird.
  • Sie haben die Kapitalbindung im Griff: Geringere Sicherheitsbestände erhöhen die Liquidität und reduzieren Working-Capital-Kosten.
  • Sie reduzieren Risiken: Simulierte Alternativrouten, flexible Fulfillment-Knoten und duale Beschaffung reduzieren Disruptionseffekte. Mit digitalen Zwillingen der Supply Chain lassen sich Szenarien durchspielen: Was passiert bei Verzögerungen im Hafen? Welche Lieferanten können kurzfristig kompensieren?

Ein zentraler Hebel für die Vermeidung von Überbeständen in der Fashionbranche ist Transparenz, und genau hier setzt VIEW. By SupplyX an. Die digitale Lösung konsolidiert in Echtzeit interne und externe Datenquellen (zum Beispiel detaillierte Bestelldaten, Transportinformationen, Wetterdaten etc.) automatisch bis auf SKU-Ebene. Neben Containerbewegungen werden die erwarteten Ankünfte einzelner Produkte prognostiziert; Abweichungen werden frühzeitig identifiziert. So lassen sich Lieferungen gezielt umlenken oder Nachorder feinsteuern – Überbestände werden dadurch bereits in der Entstehung vermieden.

Kooperation entlang der Wertschöpfung

Nachhaltige Abfall-Reduktion im Textilbereich entsteht im Netzwerk. Lieferanten, Produzenten, Logistiker und Retail-Teams benötigen dafür einen gemeinsamen Datenraum und klare Regeln für Eskalation und Priorisierung. Denn häufig scheitert die Bestandoptimierung an fragmentierten Informationsflüssen: Der Produzent weiß nicht, wie sich die Ware am Point of Sale dreht; das Retail-Team sieht nicht, wann welche Produkte genau ankommen, und die Logistik kennt keine Verkaufsprognosen. Digitale SCM-Plattformen wie von SupplyX schaffen hier einen zentralen Integration Layer, der heterogene Datenquellen konsolidiert und allen Beteiligten rollenspezifische Einblicke in Echtzeit ermöglicht. Je dichter und digitaler das Partnernetzwerk, desto schneller gelingt die kollektive Anpassung.

Entscheidend ist dabei die Bereitschaft aller Akteure, Daten strukturiert zu teilen und auf Basis gemeinsamer KPIs zu handeln. Nur so lässt sich der Informationsvorsprung nutzen, den digitale Systeme bieten, um Überbestände dort aufzulösen, wo sie entstehen: an den Schnittstellen zwischen Planung, Produktion und Vertrieb.

Fazit: Von schneller Mode zu smarter Mode

Die Modeindustrie ist geprägt von Trends und Zyklen. Doch datengetriebene Steuerung ermöglicht es, Verschwendung drastisch zu reduzieren, ohne an Flexibilität einzubüßen. Mit digitalen SCM-Lösungen werden Bestände nicht mehr im Nachhinein abgebaut, sondern schon im Entstehen kontrolliert. Geschwindigkeit und Präzision bilden eine starke Allianz: Schnell genug reagieren, um Marktchancen zu nutzen – präzise genug steuern, um Überbestände zu vermeiden. Für die Branche bedeutet das: weniger Kosten, weniger Abfall und eine stärkere Position im Wettbewerb um Konsumenten, die zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legen. Der Weg zu regulatorischer Compliance und operativer Exzellenz führt über Transparenz – und die beginnt mit Daten in Echtzeit.

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