In einer vernetzen und globalisierten Welt ist eine gut funktionierende Supply Chain vielen Risiken ausgesetzt. Um in Falle von Störungen handlungsfähig zu bleiben und größere Schäden abzuwenden, sollten sich Unternehmen frühzeitig vernetzen und Kooperationen planen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Jacobs University Bremen in Kooperation mit der Funk Stiftung. In dieser wurden 216 Unternehmen aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Österreich und den USA zum Thema Risiken und Risikomanagement in der Supply Chain befragt.
Nicht nur die Komplexität von Lieferketten hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend erhöht, auch deren Anfälligkeit für Störungen ist gestiegen. Kommt es zu einer Störung ist dies oft mit großen Gewinn- und Umsatzeinbußen verbunden. 99 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen fünf Jahren eine Störung ihrer Supply Chain erlitten zu haben und 57 Prozent sagten, dass eine Unterbrechung der Lieferkette für sie ein großes Problem darstelle. Dabei entsteht lediglich knapp ein Drittel der Supply-Chain-Störungen beim befragten Unternehmen selbst. Die meisten Störungen werden durch äußere Umstände verursacht.
Risiken für die Supply Chain können sein:
- Terrorangriffe und Cyberattacken
- Krankheiten und Epidemien
- Mangelnde Produktqualität
- Menschliches Versagen
- Technische Probleme
- Naturkatastrophen
Risikomanagement bereits etabliert
Viele Unternehmen haben bereits Risikomanagement-Strukturen etabliert. Dazu gehört z.B. potentielle Störungen zu analysieren, einen Gegenmaßnahmen-Katalog aufzustellen, um gegebenenfalls die Leistungsfähigkeit zügig wieder herstellen zu können. Der Nachteil dieser Ansätze ist häufig, dass sie oft mit großem Koordinierungsaufwand sowie hohen Kosten (für z.B. erhöhte Sicherheitsbestände etc.) verbunden sind und sich oft nur als bedingt wirksam zeigen. So gaben 67 Prozent der Befragten an, Beschaffungsvolumina zu verschieben oder Sicherheitsbestände zu nutzen (54 Prozent), um Lieferschwierigkeiten abzufangen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen wurde allerdings lediglich im guten Mittel bewertet.
Bisher angewandte Risikomanagement-Instrumente in der Supply Chain:
- Verschiebung von Beschaffungsvolumina
- Nutzung von Sicherheitsbeständen
- Unternehmensinterne Zusammenarbeit
- Wechsel des Verkehrsträgers
- Zusammenarbeit mit Lieferkettenpartnern
- Nutzung von Versicherungen
Kooperation als Risiko-Instrument
Am wirksamsten wurden kooperative Maßnahmen wie die Zusammenarbeit mit anderen Standorten des eigenen Unternehmens oder die Zusammenarbeit mit Lieferkettenpartnern bewertetet. Die wichtigsten Kooperationspartner sind der Studie zufolge First-Tier-Lieferanten, eigene Standorte, First-Tier-Kunden sowie Logistikdienstleister. 35 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass eine derartige Kooperation in der Krise überhaupt nicht geplant war. Für lediglich 22 Prozent der Unternehmen ist die Kooperation mit externen Akteuren fester Teil der Risiko-Strategie. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in der Kooperation zwischen den Akteuren großes Potential steckt, um Krisen erfolgreich zu bewältigen. Die Macher plädieren daher für eine feste Planung von Kooperation als Risiko-Instrument. Dadurch könnte in konkreten Krisen-Situation schneller und flexibler reagiert werden und die betroffenen Unternehmen würden zügig wieder voll leistungsfähig sein. Positiver Nebeneffekt sei darüber hinaus, dass die Kosten für das Risikomanagement gesenkt würden, da man im Notfall auf Ressourcen des Kooperationspartners zurückgreifen könne.
Mehr Informationen zur Studie finden Sie hier.