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Smarte Supply Chain: Mit 5G auf der Überholspur

Viel mehr als nur ein neuer Mobilfunkstandard: Mit dem Ausbau der 5G-Netze dürfte die weitere Digitalisierung der Logistik deutlich an Fahrt aufnehmen. Die Technologie ermöglicht beispielsweise die Kommunikation in Echtzeit und erleichtert die weltweite Vernetzung von Menschen und (autonomen) Maschinen im Internet of Things. Für Unternehmen, die das Potential der verfügbaren Daten zu nutzen wissen, ergeben sich neue Chancen für eine smarte, sichere und transparente Lieferkette. 

Mehr Daten, schnellere Übertragung, größere Kapazitäten – der neue 5G-Mobilfunkstandard weckt hohe Erwartungen. Und langsam, aber sicher schreitet auch die Umsetzung in der Praxis voran. Im Juni 2019 wurden in Deutschland die ersten Frequenzen versteigert, im Juli gingen die ersten regionalen 5G-Netze in Betrieb. Läuft es nach dem Fahrplan von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, sollen bis 2021 mindestens zehn deutsche Städte eine 5G-Abdeckung erhalten und bis 2025 bereits 20 Städte versorgt sein.

Was bedeutet 5G?

Und was genau kann die „fünfte Generation“ im Vergleich zur Vorgänger-Technologie 4G (LTE)? Zu den wichtigsten Vorteilen zählt sicherlich eine höhere Geschwindigkeit der Datenübertragung: 5G ist bis zu zehnmal schneller als LTE und bringt es auf eine Datenrate von bis zu 10 GBit/s. Die sehr kurzen Latenzzeiten von unter einer Millisekunde machen die Kommunikation in Echtzeit möglich – sowohl zwischen Mensch und Maschine als auch zwischen autonomen Maschinen. Darüber hinaus sollen mehr Nutzer vom neuen Standard profitieren können: Versprochen wird die Versorgung von bis zu einer Million Geräte pro Funkmast. Zum Vergleich: Bei 4G können lediglich 200 Geräte pro Funkzelle gleichzeitig genutzt werden – eine der Ursachen für die heute noch häufig auftretende Überlastung des Mobilfunknetzes. Insgesamt soll der leistungsfähigere Mobilfunkstandard die weltweite Vernetzung beschleunigen und der Industrie 4.0 endgültig den Weg ebnen.

Neue Chancen für die Logistik

Für das Supply Chain Management von morgen gilt 5G als Schlüsseltechnologie; sie soll dem Internet of Things (IoT) endlich zum Durchbruch verhelfen. Dabei geht es um die digitale Vernetzung von Individuen, Dingen, Maschinen, Geräten und Unternehmen – also potenziell von allem, was uns umgibt. Der neue Standard mit seiner enormen Geräte-Abdeckung soll echte Hyperkonnektivität möglich machen und so maximale Transparenz in der gesamten Lieferkette schaffen. Der Grundgedanke: Wenn sämtliche Akteure, Prozesse und Maschinen miteinander verbunden sind, lassen sich die Abläufe in der Supply Chain besser abstimmen, steuern und überwachen. Das bringt den Unternehmen mehr Planungssicherheit und Effizienz – und nicht zuletzt profitieren auch die Kunden: Die Supply Chain von morgen bringt „just in time“ smarte Produkte hervor, die sich individuell konfigurieren lassen und deren Lieferung der Kunde in Echtzeit verfolgen kann.

„Just in time“ dank 5G?

Bis die Prozesse in der intelligenten Supply Chain reibungslos ineinandergreifen, ist es jedoch noch ein weiter Weg. Wie das aktuelle Hermes-Barometer zeigt, bereitet gerade auch das Just-in-Time-Konzept vielen Unternehmen Kopfzerbrechen. Ziel ist es, die Ware bedarfssynchron zu produzieren und zu liefern, um teure Überbestände und unnötige Lagerkosten zu vermeiden. Knapp die Hälfte der befragten 200 Logistikentscheider sehen jedoch große Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Einer der Hauptgründe: Häufig fehlen Mechanismen zur automatisierten Überwachung der Supply Chain.

Wie kann 5G konkret zur Lösung beitragen? Auch hier ist es die engmaschige Vernetzung unzähliger Geräte und Maschinen, die miteinander kommunizieren und wechselnde Arbeitsanweisungen selbstständig in komplexe Produktionsprozesse umsetzen können: In kürzester Zeit lassen sich dank 5G riesige Datenmengen übertragen und verarbeiten. Die Systeme können in Echtzeit überwacht, die Waren und Produkte auf ihrem Weg jederzeit getrackt werden. Unternehmen sind dadurch in der Lage, die Supply Chain agiler und effizienter zu steuern. Fehler, Leistungsausfälle und Verzögerungen lassen sich im besten Fall auf ein Minimum reduzieren.

Effektives Tracking und Tracing

Flächendeckende Vernetzung, Echtzeitkontrolle, Big Data – Schlagworte, die in vielen Bereichen der Logistik an Relevanz gewinnen. Unter anderem soll der 5G-Standard die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens beschleunigen. Denn nur wenn fahrerlose Fahrzeuge in Echtzeit auf Ampelschaltungen und andere Signale reagieren können, sind sie in Zukunft auch sicher unterwegs. Ein weiteres Beispiel ist der weltweite Transport leicht verderblicher Waren. Hier führen schon kurze Unterbrechungen der Kühlkette oder geringe Abweichungen von geplanten Transportzeiten zu Verlusten. Auch wenn bereits heute smarte Sensortechnik im Einsatz ist, um Fehler zu vermeiden: 5G und die dadurch ermöglichte Echtzeitübermittlung von Daten werden dazu beitragen, die steigenden Anforderungen an das Tracking und Tracing nicht nur im Lebensmittelbereich sicherer und effizienter zu erfüllen. 

Potentiale nachhaltig nutzbar machen

Tatsächlich eröffnet der 5G-Standard zahlreiche neue Möglichkeiten im Bereich vernetzter und mobiler IoT-Anwendungen – und wird so in sämtliche Bereiche der Logistik vordringen. Immer mehr Informationen stehen zur Verfügung, um komplex strukturierte Lieferketten optimal zu steuern. Damit sind jedoch auch neue Herausforderungen verbunden. Stichwort Datensicherheit: Werden die neuen smarten Technologien ohne spezielle Sicherheitsvorkehrungen auf traditionellen Netzwerken und Systemen aufgesetzt, sind Cyberattacken Tür und Tor geöffnet. Für Supply Chain Manager kommt es jetzt darauf an, bestehende Strukturen und Prozesse vorausschauend und nachhaltig zu transformieren – und so die Stärken von 5G für das eigene Unternehmen nutzbar zu machen.

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