Die Transformation zur Logistik 4.0, die Förderung von Transparenz und Nachhaltigkeit – Themen, die die Textillogistikbranche bewegen. Wir sprachen mit Hermes Regional Sales Manager Matthias Ammerschläger über Trends und Herausforderungen der Textillogistik.
Zahlreiche Geschäftsführer und Logistik-Führungskräfte aus der Bekleidungsindustrie und dem Textilhandel sowie Logistikdienstleister und Spediteure trafen sich am 7. September beim Textillogistik-Kongress in Frankfurt am Main, um sich über die neuesten Trends und Entwicklungen auszutauschen.
Neben weiteren Branchengrößen war auch Hermes Germany vor Ort. Der Hamburger Logistikspezialist war mit einem Team aus dem Bereich Supply Chain Solution anwesend und stellte seine Supply Chain Services für die Optimierung von Lieferketten vor.
Matthias Ammerschläger, Regional Sales Manager von Hermes Germany, war vor Ort und liefert Insights aus der Textillogistikbranche.
Herr Ammerschläger, was sind die aktuellen Trends in der Textillogistik?
Die Automatisierung durch Logistik 4.0-Technologien liegt im Trend. Roboter die nachts die Warenbestände prüfen, automatisierte Flurförderzeuge, die eigenständig Lagerware transportieren. Diese Technologien sind für die Branche sehr interessant und versprechen mehr Transparenz und die Verbesserung der Supply Chain Performance.
Der Boom im E-Commerce ist darüber hinaus nach wie vor ungebrochen. Um sich erfolgreich am Markt positionieren zu können, ist die Digitalisierung und die weitere Optimierung der Geschäftsprozesse essentiell. Der reibungslose und effiziente Austausch von Daten hat für viele Unternehmen der Textilbranche daher aktuell eine sehr hohe Priorität. Big Data-Lösungen werden z.B. sehr stark nachgefragt.
Ein weiterer Fokus liegt zudem in der Datengewinnung aus den sozialen Medien. Sowohl im Hinblick auf die Produkte selbst, die in Blogs oder auf anderen Kanälen bewerteten werden, als auch auf die Verbesserung der Logistik. Wird zum Beispiel ein Stau über ein soziales Netzwerk gemeldet, sollen die Daten in ein System eingespeist werden. Auf diese Weise – so der Wunsch der Branche – können Routen in Echtzeit angepasst und die Logistik effizienter gestaltet werden.
Wie wichtig ist vor dem Hintergrund von Initiativen wie der Greenpeace „Clean Cloth Campaign“ Nachhaltigkeit und Transparenz in der Supply Chain? Und wie spiegelt sich das bei einer Veranstaltung wie dem Textillogistik-Kongress wieder?
Lieferkettentransparenz und die Auswertung und Nutzung von Daten in Echtzeit liegen definitiv im Trend. Primär liegt der Antrieb dabei in der Effizienzsteigerung und Optimierung der Lieferkette.
Ein Geschäftsmodell, welches aber in Richtung Nachhaltigkeit geht, ist das Thema Recycling. Immer mehr große Modeketten bieten Kunden z.B. Rabatte auf Neuware, wenn Sie Ihre alte Kleidung bei ihnen recyceln. Darüber hinaus gab es auf dem Textillogistik Kongress in diesem Jahr dahingehend jedoch nur wenige Ansätze.
Was sind Ihrer Meinung nach in den kommenden fünf Jahren die größten Herausforderungen für die Textillogistik?
Im Bereich E-Commerce ist nach wie vor das Durchhalten bzw. Mithalten mit den „Big Playern“ der Branche, wie Amazon oder Zalando, für viele Unternehmen eine große Herausforderung. Damit das gelingt, wird vermehrt an der Optimierung des Retourengeschäftes sowie der Verkehrslogistik gearbeitet.
Darüber hinaus ist es für die Branche extrem wichtig und wettbewerbsentscheidend, digital auf dem neuesten Stand zu bleiben. Dazu gehört es auch, zunehmend künstliche Intelligenz wie Roboter oder autonome Drohnen in die logistischen Prozess zu integrieren.
Zu guter Letzt muss noch die „Letzte Meile“ genannt werden, die für viele Textilanbieter nach wie vor einen großen Kostenfaktor darstellt und darüber hinaus zunehmend an Relevanz gewinnt. Die Verbraucher wünschen immer häufiger Same-Day-Delivery, weswegen die Nachfrage nach Logistikimmobilien in den Innenstädten groß ist. Die Errichtung kleiner Logistikcenter bzw. Depots im Innenstadtbereich gehört für die Branche in den kommenden Jahren ebenfalls zu den großen Herausforderungen.