Demurrage und Detention

Q&A: So vermeiden Sie effektiv Demurrage und Detention

Freight Forwarding

Demurrage- und Detention-Gebühren entstehen, wenn Container über die vereinbarte Freistellungszeit hinaus im Hafen verbleiben (Demurrage) oder verspätet zum Depot zurückgebracht werden (Detention). Diese Gebühren dienen dazu, die Verfügbarkeit von Containern sicherzustellen und Verzögerungen in der Logistik zu kompensieren – können jedoch für Unternehmen hohe Kosten verursachen. In unserem Q&A zeigt Ralf Boelicke, Head of Product & Partnermanagement bei SupplyX, die wichtigsten Ursachen dieser Überziehungsgebühren auf und erklärt, wie Unternehmen mit einem effektiven D&D-Management für optimierte Lieferkettenprozesse sorgen.

Welche typischen Szenarien führen zu Demurrage-Detention-Gebühren?

Ralf Boelicke: Der Klassiker: Ein Container mit dringend benötigten Waren bleibt tagelang in einem Hafen stehen, weil ein entscheidendes Dokument fehlt – die Kosten steigen, der Ärger wächst. Demurrage- und Detention-Gebühren (D&D-Gebühren) entstehen typischerweise durch Verzögerungen, die außerhalb der vereinbarten Freistellungszeit liegen. Solche Verzögerungen können durch verschiedene Szenarien verursacht werden. Häufige Auslöser sind, wie beschrieben, die verspätete Bereitstellung oder fehlerhafte Abwicklung von Versanddokumenten, die für die Freigabe von Containern notwendig sind.

Auch Kapazitätsengpässe in überlasteten Häfen oder Streiks können dazu führen, dass Container nicht rechtzeitig weitertransportiert werden können. Nicht selten sorgen auch Probleme bei der Zollabfertigung, wie unvorhergesehene Inspektionen oder unvollständige Unterlagen, für Verzögerungen. Hinzu kommen externe Faktoren wie Unwetter oder logistische Herausforderungen, die den Weiter- oder Rücktransport von Containern verzögern können.

Ralf Boelicke, Head of Product & Partnermanagement bei SupplyX

Wie wirken sich internationale Handelsabkommen auf die D&D-Gebühren aus?

Ralf Boelicke: Internationale Handelsabkommen beeinflussen die Rahmenbedingungen für Demurrage- und Detention-Gebühren auf mehrere Weisen. Sie tragen oft zur Harmonisierung von Vorschriften bei, etwa durch die Einführung standardisierter Regelungen für die Zollabfertigung oder Hafenprozesse. Dies kann die Wahrscheinlichkeit von Verzögerungen verringern.

Gleichzeitig fördern Handelsabkommen die Transparenz und Effizienz im internationalen Handel, indem sie beispielsweise die digitale Datenverfügbarkeit verbessern. Einige Abkommen enthalten sogar spezifische Schutzklauseln, die Unternehmen vor überhöhten Gebühren schützen sollen. Insgesamt schaffen solche Handelsabkommen einen einheitlichen und planbaren Rechtsrahmen, was Transportprozesse besser kalkulierbar macht.

Welche rechtlichen Aspekte sollten Unternehmen im Zusammenhang mit Demurrage und Detention beachten?

Ralf Boelicke: Es gibt eine Reihe rechtlicher Aspekte, die Unternehmen beachten sollten. Zunächst ist es wichtig, dass die spezifischen Bedingungen für Gebühren in den Frachtverträgen klar definidert sind – unklare oder fehlende Vereinbarungen können zu Streitigkeiten führen. Unternehmen sollten außerdem sicherstellen, dass die erhobenen Gebühren transparent und nachvollziehbar sind.

Internationale Standards, wie etwa die Vorgaben der IMO, können ebenfalls Einfluss auf die Verantwortlichkeiten und Abwicklungsprozesse haben. Schließlich sollten Unternehmen die geltenden Rechtsmittel kennen, um Gebühren anzufechten, wenn diese unverhältnismäßig oder ungerechtfertigt erscheinen. Eine umfassende Kenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen hilft nicht nur dabei, Risiken zu minimieren, sondern stärkt auch die Verhandlungsposition gegenüber Reedereien und Partnern.

Welche Strategien empfehlen Sie, um die Strafgebühren proaktiv zu vermeiden?

Ralf Boelicke: Hier empfiehlt sich ein strukturierter Ansatz. Im ersten Schritt ist eine präzise und vorausschauende Planung unerlässlich. Zeitpläne sollten realistisch sein und mögliche Verzögerungen mit einkalkuliert werden. Digitale Tools, die ein Echtzeit-Tracking von Containern ermöglichen, sind besonders wertvoll, da sie rechtzeitig Warnmeldungen bei Abweichungen ausgeben. Eine frühzeitige Bereitstellung aller notwendigen Dokumente und Genehmigungen minimiert zudem das Risiko bürokratischer Verzögerungen.

Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, mit den Reedereien über flexiblere Rückgabezeiten oder längere Freistellungsperioden zu verhandeln. Und nicht zuletzt unterstützt eine datengetriebene Analyse vergangener Transporte dabei, Schwachstellen zu identifizieren und Prozesse kontinuierlich zu optimieren. Mit diesen Maßnahmen lässt sich das Risiko von D&D-Gebühren signifikant senken.

Eine effektive Strategie allein reicht allerdings nicht aus – sie sollte in ein umfassendes Demurrage- und Detention-Management integriert werden. Unternehmen werden dadurch in die Lage versetzt, diese Maßnahmen systematisch umzusetzen und fortlaufend anzupassen.

Wie funktioniert ein Demurrage&Detention-Management genau?

Ralf Boelicke: Ein D&D-Management beinhaltet weit mehr als nur die Überwachung von Fristen. Es bildet die Grundlage, um Containerbewegungen effizient zu planen, Verzögerungen zu vermeiden und Kosten zu kontrollieren. Der erste Schritt besteht darin, Transparenz über alle containerbezogenen Prozesse zu schaffen. Das bedeutet, dass alle relevanten Daten – wie Freistellungszeiten, Abhol- und Rückgabefristen sowie die aktuellen Containerdaten – zentral verfügbar sind. Eine digitale Plattform ist unverzichtbar, um Datensilos abzubauen und Verantwortlichen zu ermöglichen, alle Informationen in Echtzeit zu überwachen und sofort auf Abweichungen zu reagieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind standardisierte Abläufe. Unternehmen sollten klare Prozesse etablieren, die sicherstellen, dass alle Beteiligten, seien es Spediteure, Reedereien oder Zollbehörden, ihre Aufgaben fristgerecht erfüllen. Diese Standardisierung hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und eine konsistente Bearbeitung in komplexen Lieferketten zu gewährleisten. Zusätzlich sollte das D&D-Management flexibel genug sein, um sich an die spezifischen Anforderungen verschiedener Häfen, Länder und Routen anzupassen.

Das eigentliche Herzstück eines erfolgreichen Demurrage- und Detention-Managements ist jedoch die kontinuierliche Optimierung. Mithilfe der Datenanalyse können Unternehmen Muster erkennen und potenzielle Störungen aufdecken: Wenn beispielsweise festgestellt wird, dass bestimmte Häfen oder Routen häufiger Verzögerungen verursachen, können gezielte Maßnahmen ergriffen oder Alternativen geprüft werden. Fortschrittliche Technologien wie Künstliche Intelligenz und Blockchain tragen dazu bei, Prozesse zu automatisieren, präzisere Entscheidungen zu treffen und mögliche Verzögerungen frühzeitig zu erkennen.

 

Wie unterstützt SupplyX Unternehmen bei der Implementierung?

Ralf Boelicke: Der Ansatz von SupplyX beginnt mit der Bereitstellung einer digitalen Plattform, die alle containerbezogenen Prozesse übersichtlich darstellt. Unsere Tools ermöglichen die Verfolgung von Containerbewegungen in Echtzeit, geben Warnungen bei Abweichungen aus und helfen dabei, Fristen konsequent einzuhalten. Darüber hinaus unterstützen wir unsere Kund*innen dabei, die bereits erwähnten standardisierten Prozesse zu entwickeln und diese nahtlos in bestehende Strukturen zu integrieren. Wir wissen, dass jede Lieferkette anders ist – daher passen wir unsere Lösungen individuell an die entsprechenden Anforderungen an. Dafür nutzen wir KI und andere intelligente Technologien, automatisieren manuelle Aufgaben und erhöhen die Genauigkeit der Entscheidungsfindung.

Zudem können Unternehmen mit unseren Analyse-Tools Daten vergangener Transporte auswerten, aus eingetretenen Störungen lernen und künftige Containerbewegungen anders gestalten. Strafgebühren können auf diese Weise deutlich reduziert werden, gleichzeitig wird die Effizienz der gesamten Lieferkette gesteigert. Wir begleiten unsere Kund*innen auf jedem Schritt dieses Weges, um sicherzustellen, dass ihr Demurrage- und Detention-Management nicht nur richtig implementiert, sondern auch fortlaufend verbessert wird.

Herr Boelicke, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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