Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Kostendruck: Neue Herausforderungen im SCM

Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Kostendruck: Neue Herausforderungen im SCM

Ergebnisse der Studie „Supply Chain Pulse Check 2023“

Unternehmen weltweit sind auch im Frühjahr 2023 von Störungen in ihren Lieferketten betroffen und müssen sich gegen eine Vielzahl an Risiken absichern. Das internationale Beratungsunternehmen Deloitte hat für seine Studie „Supply Chain Pulse Check Frühjahr 2023 121 Lieferketten-Verantwortliche zu aktuellen Herausforderungen und Risiken in ihrem Supply Chain Management befragt – mit spannenden Ergebnissen auch zum Wirtschaftsstandort Deutschland. Wir haben die wichtigsten zusammengefasst.

Obwohl die globalen Lieferketten im Vergleich zu den vergangenen Jahren Anzeichen der Entspannung zeigen, sehen sich viele Unternehmen weiterhin starken Disruptionen ausgesetzt, welche die Resilienz ihrer Supply Chain gefährden. Eine Studie des internationalen Beratungsunternehmens Deloitte zu den aktuellen Herausforderungen in der Lieferkette zeigt, dass mit 53 Prozent mehr als die Hälfte der Verantwortlichen noch immer Unterbrechungen in den Informations-, Finanz- oder Warenflüssen feststellt. Doch was genau führt zu Beeinträchtigungen in den Arbeitsprozessen? Zu diesem Thema wurden 121 Lieferketten-Verantwortliche aus Deutschland befragt, überwiegend aus den Branchen Chemie, Automobil und Maschinenbau/Industriegüter. Der Großteil der Umfrageteilnehmer (79 Prozent) arbeitet in Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter*innen.

Zunehmender Kostendruck ist größte Herausforderung für Unternehmen

War es zuletzt vor allem eine Ressourcenknappheit, die zu Beeinträchtigungen in der Lieferkette geführt hat, sind es nun unter anderem gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, die in vielen Unternehmen zusätzlichen Druck erzeugen. Mehr als drei Viertel der Befragten (77 Prozent) geben an, dass das Niveau der Einkaufspreise gestiegen sei und sie dies deutlich spüren würden. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der befragten Unternehmen verzeichnete aufgrund der Lieferkettenprobleme eigenen Angaben zufolge einen Umsatzrückgang und über die Hälfte (52 Prozent) Einbußen beim Gewinn. Gleichzeitig sehen sich mehr als drei Viertel der Befragten starken oder sogar sehr starken Beeinträchtigungen durch Kostensteigerungen in der Energieversorgung (78 Prozent) oder der Inflation (76 Prozent) ausgesetzt.

Auch neue Anforderungen wie beispielsweise die Umsetzung des seit Januar geltenden Lieferkettengesetzes stellt laut der Studie zurzeit noch jedes zweite Unternehmen vor Herausforderungen im Supply Chain Management.

Maßnahmen für mehr Resilienz in der Supply Chain

Um diesen Herausforderungen zu begegnen und ihre Supply Chain widerstandsfähiger zu gestalten, nennen die befragten Industrieunternehmen folgende Maßnahmen:

  • Mehr als Dreiviertel der Unternehmen (77 Prozent) stufen das Thema Nachhaltigkeit als sehr relevant ein, um ihre Lieferkette langfristig zu stärken.
  • Mehr Digitalisierung sehen fast die Hälfte (47 Prozent) als überaus wichtige Maßnahme an, um Problemen in den Arbeitsprozessen entgegenzuwirken.
  • Auch eine Optimierung der Bereiche Effizienz und Kostenmanagement ist für viele relevant, um Krisen zukünftig besser abfedern zu können (37 Prozent).
  • Etwa ein Fünftel messen Transparenz und Kommunikation besonders viel Bedeutung bei (21 Prozent).
  • 16 Prozent sehen mehr Agilität und Anpassungen der Lieferkette als geeignete Maßnahme für mehr Widerstandsfähigkeit.

Weitere Gegenmaßnahmen, die von den Unternehmen bereits umgesetzt oder initiiert wurden, sind unter anderem Multisourcing, eine erhöhte Lagerhaltung (68 Prozent) sowie ein ganzheitliches Lieferantenmanagement (67 Prozent).

Studie zeigt: Digitalisierung gewinnt an Bedeutung

Ausgehend von der aktuellen Situation plant zudem fast jedes dritte befragte Unternehmen, zukünftig einen Lieferketten übergreifenden Datenaustausch, mehr Überwachung und Risikoanalysen einzuführen (29 Prozent): Denn wer einen genauen Überblick über die einzelnen Schritte und Abläufe in der Lieferkette hat und mit anderen Unternehmen eng zusammenarbeitet, kann durch das Monitoring von Echtzeitdaten Risiken frühzeitig identifizieren und effizient minimieren. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen (47 Prozent) hat die Bedeutung der Digitalisierung für eine Stärkung der Lieferkette bereits erkannt. Es erstaunt, dass nur rund jeder fünfte Studienteilnehmer Transparenz als relevant für resiliente Arbeitsprozesse nannte. Denn gerade dieser Faktor sollte keinesfalls unterschätzt werden: eine gemeinsame Sicht auf die Lieferkette ist eine bedeutende Grundlage für Effizienz, Risikomanagement und Kostenkontrolle. Besonders das Echtzeit-Monitoring einzelner Prozessabschnitte ermöglicht Handlungsspielraum und rechtzeitiges Einwirken auf die Abläufe im Falle von Hindernissen. So lassen sich im Ernstfall Störungen umgehen und damit Zeitverluste und Kostensteigerungen verhindern.

Um Produktionen zu sichern und Lieferketten auch langfristig zu stärken, wünschen sich die befragten Unternehmen zudem staatliche Förderungen von Schlüsseltechnologien, mehr Investitionen in den Bereichen Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung sowie allgemein weniger Bürokratie in den Arbeitsprozessen. Die Studie zeigt, dass weitreichende Maßnahmen notwendig sind, um aktuellen und zukünftigen Krisen erfolgreich begegnen zu können. Dabei gewinnt ein strategisches Supply Chain Management einmal mehr an Bedeutung: Unternehmen können sich mit einem professionellen Risikomanagement, mehr Transparenz und Kollaboration gegen Lieferkettenprobleme wappnen und so ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken.

Weitere Ergebnisse der Deloitte-Studie „Supply Chain Pulse Check 2023“ können Sie hier kostenfrei einsehen.

 

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