In der Logistik steht die Umsetzung nachhaltiger Strategien im Fokus wie nie zuvor. Von emissionsarmen Transportlösungen bis hin zu innovativen Verpackungskonzepten bieten sich zahlreiche Ansätze, um auf grüne Logistik umzustellen und die ökologischen und sozialen Auswirkungen von Lieferketten zu minimieren. Doch welche Herausforderungen bringt dies mit sich, und wie kann Ihr Unternehmen Fortschritte erzielen, die messbar und zukunftssicher sind? Antworten darauf gibt Tobias Ruscheweyh, Head of Branch bei SupplyX, in unserem Q&A.
Wie tragen nachhaltige Logistikmaßnahmen zur sozialen Verantwortung von Unternehmen bei?
Tobias Ruscheweyh: Nachhaltige Logistikmaßnahmen tragen in mehrfacher Hinsicht zur sozialen Verantwortung von Unternehmen bei, da sie ökologische und gesellschaftliche Aspekte miteinander verbinden. Zum einen fördern sie faire Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Lieferkette, indem sie die Auswahl von Partnern und Dienstleistern berücksichtigen, die hohe Standards beispielsweise in Bezug auf Arbeitsrechte, Sicherheit und soziale Verantwortung einhalten. Zum anderen können Unternehmen durch den Einsatz nachhaltiger Transportlösungen Ressourcen schonen und den CO2-Ausstoß verringern, was der Umwelt, aber auch den Menschen zugute kommt, die unter den negativen Auswirkungen des Klimawandels leiden.
Investieren Unternehmen in grüne Logistik, signalisiert das zudem der Öffentlichkeit, dass sie aktiv Verantwortung für die Auswirkungen der eigenen Geschäftstätigkeit übernehmen. Das stärkt nicht nur die Markenreputation, sondern auch das Vertrauen von Kunden, Partnern und Investoren. Nachhaltige Maßnahmen wie emissionsarme Transporte, Abfallvermeidung und die Unterstützung lokaler Logistikinitiativen tragen zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft bei.

Tobias Ruscheweyh, Head of Branch bei SupplyX
Unternehmen können sich als Vorreiter in der Corporate Social Responsibility positionieren. Ein klarer Rahmen für diese Bemühungen sind Science-Based Targets (SBT), die wissenschaftlich fundierte Ziele zur Reduktion von Treibhausgasen setzen. Wer sich an solchen Zielen orientiert, trägt nicht nur messbar zum Klimaschutz bei, sondern zeigt auch aufrichtiges Engagement für eine nachhaltige Zukunft. Durch transparente Maßnahmen und klare Handlungen wird deutlich, dass es nicht nur um bloße Zielverwirklichung geht, sondern um eine echte Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt.
- Mehr zum Thema erfahren Sie in unserem Blogbeitrag „Big 5 der Nachhaltigkeit – Strategien für verantwortungsbewusste Lieferketten“
Welche spezifischen Herausforderungen gibt es bei Umsetzung grüner Logistik in der Pharmaindustrie?
Tobias Ruscheweyh: Die Umsetzung von grüner Logistik in der Pharmaindustrie ist besonders anspruchsvoll, da die Branche sehr strengen regulatorischen Anforderungen unterliegt. Die Kühlkette ist essentiell, viele Arzneimittel und Impfstoffe dürfen nur innerhalb bestimmter Temperaturbereiche gelagert und transportiert werden. Nachhaltige Lösungen wie emissionsarme Kühltransporte stehen oft im Spannungsfeld zwischen Kosten, Technologieverfügbarkeit und regulatorischen Vorgaben.
- Mehr zum Thema Transport von pharmazeutischer Ware finden Sie hier
Herausfordernd ist auch die Verpackung: Pharmazeutische Produkte erfordern häufig Spezialverpackungen, die nicht immer leicht zu recyclen sind. Hier sind innovative Ansätze wie biologisch abbaubare Materialien oder Mehrwegbehälter gefragt: Diese gewährleisten die Produktsicherheit und reduzieren gleichzeitig die Umweltbelastungen. Und dann ist da noch die fragmentierte globale Lieferkette: Die Koordination verschiedener Partner, die möglicherweise unterschiedliche Nachhaltigkeitsstandards haben, erfordert eine hohe Transparenz und effektive digitale Lösungen, um Emissionen zu messen und Prozesse zu optimieren.
Wie können Mode- und Textilunternehmen durch grüne Logistik ihren Umwelteinfluss verringern?
Tobias Ruscheweyh: Grüne Logistik bietet die Möglichkeit, auch in der Mode- und Textilindustrie den ökologischen Fußabdruck erheblich zu reduzieren. Ein Ansatz ist, die Transportwege zu optimieren. Die Planung effizienter Transportrouten, der Einsatz emissionsarmer Transportmittel wie Elektrofahrzeuge oder Schienenverkehr im Nachlauf sowie die klassische Verlagerung von Luftfracht auf Seefracht ergeben positive Effekte auf die CO2-Bilanz. Außerdem reduziert die Bündelung und Konsolidierung von Sendungen die Umweltbelastung. Modeunternehmen können zudem ihre Lager- und Distributionsprozesse nachhaltiger gestalten, etwa durch energieeffiziente Logistikzentren, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden.
Nicht zuletzt spielen auch Partnerschaften eine wichtige Rolle. Nachhaltig agierende Logistikdienstleister, die auf Routenoptimierung oder konsolidierte Lieferungen setzen, tragen dazu bei, den Energieverbrauch und die Emissionen der Lieferkette zu senken. Grüne Logistik bietet letztendlich nicht nur ökologische Vorteile, sondern fördert auch das Image und die Attraktivität von Marken, die sich bewusst für Nachhaltigkeit einsetzen.
Wie kann der Fortschritt bei der Umsetzung nachhaltiger Logistikprozesse gemessen und dokumentiert werden?
Tobias Ruscheweyh: Für Unternehmen ist es nicht nur wichtig, sondern auch motivierend, nachzuvollziehen, inwiefern sich die Nachhaltigkeitsbemühungen auszahlen und diese dann glaubwürdig zu kommunizieren. Ein zentraler Schritt ist, relevante Leistungskennzahlen (KPIs) zu erfassen und zu analysieren, wie CO2-Emissionen, Energieverbrauch, Recyclingquoten oder die Nutzung erneuerbarer Ressourcen. Unternehmen können beispielsweise die Effizienz ihres Transports durch Kennzahlen wie die Auslastung der Transportmittel, die Anzahl der gefahrenen Kilometer pro transportierter Tonne oder die CO2-Emissionen pro Transporteinheit überwachen. Fortschritte lassen sich durch die Verbesserung der Routenplanung, den Einsatz umweltfreundlicherer Fahrzeuge und die Integration intermodaler Transportlösungen erzielen. Diese Daten können mithilfe digitaler Plattformen automatisiert gesammelt und ausgewertet werden, um Trends und Schwachstellen zu identifizieren.
Neben bereits erwähnten SBTs können Unternehmen außerdem auf international anerkannte Standards und Zertifizierungen setzen: Beispielsweisen bieten ISO 14001 (Umweltmanagement) oder der Global Logistics Emissions Council (GLEC) Framework klare Richtlinien und Benchmarks. Die Ergebnisse können in Nachhaltigkeitsberichten veröffentlicht werden, die gesetzliche Anforderungen erfüllen und Stakeholdern die Fortschritte transparent machen.
Welche Hindernisse gibt es, und wie kann SupplyX bei der Umstellung auf grüne Logistik unterstützen?
Tobias Ruscheweyh: Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit werden Unternehmen häufig mit einigen Hemmnissen konfrontiert. Dazu zählen hohe Investitionskosten für grüne Technologien, fehlende Transparenz in komplexen Lieferketten und die Herausforderung, ihre ökologischen und ethischen Bemühungen mit wirtschaftlichen Anforderungen zu vereinen. Um mit Partnern entlang der Lieferkette zusammenzuarbeiten, müssen viele Unternehmen ihre Prozesse umstellen, was häufig mit Unsicherheiten und Widerständen verbunden ist. Zudem gibt es in vielen Branchen noch keine einheitlichen Standards, was die Vergleichbarkeit und Implementierung nachhaltiger Prozesse erschwert.
SupplyX kann als strategischer Partner einen maßgeblichen Beitrag leisten. Mit unseren digitalen Lösungen schaffen wir vollständige Transparenz in der Lieferkette und ermöglichen es Unternehmen, ihre Umweltleistung in Echtzeit zu messen. Unsere Plattformen automatisieren nachhaltige Logistikprozesse – von der Routenoptimierung bis hin zu emissionsarmen Transportoptionen. Durch den Einsatz fortschrittlicher Datenanalyse und innovativer Technologien wie KI unterstützen wir Unternehmen dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen und ihren ökologischen Fußabdruck gezielt zu minimieren. Gleichzeitig bieten wir die nötige Flexibilität, um Nachhaltigkeitsinitiativen an die spezifischen Anforderungen verschiedener Branchen anzupassen. Unser Ziel ist es, Nachhaltigkeit nicht nur als Ziel, sondern als festen Bestandteil der Logistikstrategie zu etablieren.
Herr Ruscheweyh, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Weitere Q&As rund um das Thema Logistik und Supply Chain Management
- Welche Vorteile bietet die Bahnverbindung China – Europa für den Warentransport?
- Wie trägt Supply Chain Visibility zur Optimierung von Logistikprozessen bei?
- Wie trägt der Booking Control Tower dazu bei, Transporte zu sichern?
- Verladung und Verpackung – was tun bei übergroßen Sendungen?
- Wie können Unternehmen von Order Transparency profitieren?
Sie fragen – wir antworten!
Sie haben Fragen an die Kolleg*innen von SupplyX oder Beitragswünsche an die Redaktion? Dann senden Sie uns gerne eine E-Mail an hello@supplyx.info. Die Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten erfolgt im Einklang mit unseren Datenschutzhinweisen.